“How to”, Navigieren in der Sahara zu Zeiten ohne GPS

Untenstehend ist ein Ausschnitt zu sehen aus einer der Navigationskarten, die wir benützten. Es ist eine Operational Navigation Chart der US Airforce, hier ONC H-3. Und die Geschichte handelt natürlich von Navigation.

 

ONC-H3 fix

 

Wir waren schon einige Tage unterwegs von Djanet nach Tamanrasset. Wir fuhren zusammen mit einer anderen niederländischen Gruppe und einer Gruppe, bestehend aus zwei Motorrädern und einem Land Rover im Geleit. Die Motorräder fuhren oft weit voraus; es waren manchmal nur noch Staubwolken am Horizont. Sie hatten diese Piste bereits einige Male gefahren. An diesem Mittag waren Landschaft und Licht besonders schön, und wir genossen es sehr. Nur: Die Piste führte direkt westwärts, während wir etwas mehr südwestlich hätten fahren müssen.

Weil wir unserer Position nicht mehr vertrauten, beschlossen wir, zu stoppen, um bei Anbruch der Dunkelheit unsere Position zu bestimmen. Die andere niederländische Gruppe wollte gerne auf unserer Navigationstechnik „mitreiten“ und schließlich schloss sich doch auch die “Motorradgruppe”, die dachte, das Terrein gut zu kennen, bei uns an.

Als es dunkel war, machten Ben und John einen “fix”, eine Positionsbestimmung mit Hilfe des Polarsterns und des Planeten Venus. Dies alles mit einem Sextanten mit künstlichem Horizont, den wir von der KLM zur Leihe erhalten hatten. Unsere Position wurde bestimmt auf nördliche Breite 24 07′ und östliche Länge 6 35′, die Position ist mit dem blauen Pfeil markiert. Wir befanden uns 20 km oberhalb der Piste, wo wir eigentlich hätten sein sollen (gelber Pfeil). Die Piste würde weiter nach Südwesten führen, Richtung Tamanrasset, wo wir hin wollten. Die Piste, worauf wir uns nun befanden, würde schließlich direkt nach Norden drehen, völlig in die verkehrte Richtung. Wahrscheinlich waren wir ca. 50 km zurück, beim Berg Jebel Telerhteba (roter Pfeil) auf eine falsche Piste geraten.

 

Sahara position check

 

Am folgenden Morgen kontrollierte Ben die Positionsbestimmung der Nacht mit Hilfe eines Peilkompasses durch Kreuzpeilung auf die umliegenden Berge. Alles stimmte präzise, es konnte eigentlich keinen Zweifel über unsere Position geben.

Nun, da es deutlich war, wo wir waren, war es auch deutlich, wohin wir mussten. Nachdem jeder eingepackt hatte, drehten wir das Auto direkt nach Süden und fuhren ab. Die anderen beiden Gruppen folgten uns. Nach ziemlich genau 20 km standen wir plötzlich auf der Hauptpiste nach Tamanrasset.

 

Djanet Tammanrasset piste

 

Nach einem solchen Abenteuer gehört es dazu, noch eben etwas dabei still zu stehen und darüber auszutauschen; das tun wir auf dem oben stehenden Foto. Danach setzte jeder individuell seine Reise fort. Wir hatten am meisten Eile, weil wir 9 Tage in Djanet verloren hatten, da dort kein Benzin lieferbar gewesen war. Und wir mussten nach Hause.